23.4.2007

"Der Krach nervt Tag für Tag"

Böblingen/Sindelfingen: Aktionen zum Lärmschutz an der Autobahn

Von Chefredakteur Hans-Jörg Zürn

Manche Lastwagenfahrer haben einen merkwürdigen Humor. Sie drückten auf die Hupe, kaum das sie die Plakate der Bürgerinitiative "Leise A81" lasen, die über der Autobahn hingen. Darüber lachen konnten die rund 200 Anwohner nicht, die sich gestern an den Aktionen gegen Lärm beteiligten.

Zum zehnten Mal rief die Deutsche Gesellschaft für Akustik zusammen mit dem Umweltbundesamt zum Tag gegen Lärm auf. Um sieben, um zwölf und um 18 Uhr stellten die Mitglieder der Bürgerinitiative ein Schallpegel-Messgerät auf die Brücke an der Leibnizstraße zwischen dem Sindelfinger Goldberg und dem Unteren Lauch in Böblingen. Die Daten belegten, wie laut es tatsächlich an einem normalen Werktag an der Autobahn ist. Mit Flugblättern und Transparenten informierten die lärmgeplagten Anwohner zudem über ihre Lage.

Die Messwerte lagen zwischen 65 und 70 Dezibel. "Der Spitzenwert waren 82 Dezibel", so Dr. Thorsten Breitfeld, Sprecher der Bürgerinitiative. Ab 60 Dezibel beginnt auf der Lärmskala des Umweltbundesamtes der Stress. Wer dauerhaft 65 Dezibel ausgesetzt ist, trägt ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei 85 Dezibel ist in Betrieben ein Gehörschutz vorgeschrieben.

Für Wohngebiete gelten andere Grenzwerte. Hier sind tagsüber 59 Dezibel erlaubt, nachts höchstens 49. "An meinem Haus sinken die Werte kaum einmal unter 60", berichtete ein Anwohner vom Goldberg. Deshalb fordern die Menschen links und rechts der Autobahn einen Deckel, sobald die A 81 wie geplant auf sechs oder später vielleicht sogar acht Spuren ausgebaut wird.

Anwohner hoffen auf Unterstützung

Unterstützung erhoffen sie sich dabei auch in den Rathäusern. Sindelfingens Erster Bürgermeister Helmut Riegger schaute gestern vorbei. Sein Eindruck: "Das ist hier schon sehr, sehr laut." Für ihn ist klar, "dass der Deckel eine politische Frage geworden ist. Die Menschen brauchen Schutz."

Dieser Ansicht ist auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Toncar. Er hat an den Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee geschrieben. Im Brief wirbt Florian Toncar dafür, dass sich der Bund als Bauherr an den Kosten für eine Überdeckelung "angemessen beteiligt".


© 2007 SZ/BZ