01.12.2006

Eine Mauer zwischen den Städten

Böblingen:
Technischer Ausschuss erneuert Kritik an den Lärmschutz-Plänen für die A 81

Von unserem Redakteur Hansjörg Jung

 

"Stellen Sie sich bitte die Scheußlichkeit vor." Heftige Kritik wurde an den geplanten Lärmschutzwänden entlang der A81 im Technischen Ausschuss des Böblinger Gemeinderats geübt.

Nicht nur SPD-Stadtrat Hans Ambros konnte sich mit der "Scheußlichkeit" der teilweise bis zu 16 Meter hohen Lärmschutzwände nicht anfreunden. Die einzig sinnvolle Art und Weise des Lärmschutzes sei letztlich die "Einhausung" der Fahrspuren. Letztlich böte diese Lösung nicht nur besseren Schutz vor Lärm, sondern sei auch städtebaulich wesentlich ansprechender. Dem pflichteten FDP-Stadtrat Helmut Kurtz und Alfred Lebsanft von den Freien Wählern bei: Anstatt die beiden Städte zusammenwachsen zu lassen, würden sie nun von einander getrennt. "Anderswo werden Mauern abgerissen - wir bauen welche", sagte Hans Ambros.

Dies wollte OB Alexander Vogelgsang so nicht stehen lassen. Nach wie vor strebten beide Städte in verschiedenen Bereichen der Verwaltung eine enge Kooperation an - von einem räumlichen Zusammenwachsen sei indes nie die Rede gewesen. Vielmehr dürfe man das, was erreicht sei, auch nicht schlecht reden. Das Land investiere mit rund 17,2 Millionen Euro gut neun Millionen Euro mehr in den Lärmschutz, als zunächst geplant. Tunnellösungen machten das Projekt wesentlich teurer ohne zusätzliche Wirkung zu erbringen. "Lassen Sie die Kirche doch im Dorf", sagte Vogelgsang. Über 38 Millionen Euro mehr für einen Tunnel, der lediglich ein Haus mehr schütze, sei nicht zu vertreten.

Skeptisch beurteilten die Räte auch den Einbau von Flüsterasphalt. Dieser müsse stets gereinigt und von Zeit zu Zeit auch erneuert werden, um seine Wirkung zu entfalten. Dies müsse sich die Stadt schriftlich vom Land zusichern lassen. "Sonst machen wir den gleichen Fehler wie beim Bau der Autobahn", sagte Hans Ambros. Damals sei der Deckel für die Autobahn versprochen worden. Da dies Versprechen aber nie aktenkundig geworden ist, baut das Land nunmehr die günstigere Lärmschutzwand.

Am Ende akzeptierte der Technische Ausschuss dennoch mehrheitlich eine positive Stellungnahme für die Planung. OB Vogelgsang: "Mit dieser Lösung eröffnen wir uns die Chance, in absehbarer Zeit überhaupt einen Lärmschutz zu bekommen."


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