Hintergrund

4.11.2006

Keine Ahnung und davon ziemlich viel

Von unserem Redakteur Karlheinz Reichert

Straßenbau: Der Investitionsrahmenplan des Bundes zum Straßenbau ist für die Autofahrer im Kreis Böblingen ein Papier voller Hoffnungen. Alle Straßen, die der Bund im Landkreis bisher begonnen hat, sind durchfinanziert und können somit bis Ende 2010 fertig gebaut werden. Das ist die Autobahn zwischen Heimsheim und Leonberg mit der B 295 nach Renningen und die B 464 zwischen Sindelfingen und Renningen. Außerdem enthält der Plan die 20,5 Millionen Euro für den sechsstreifigen Ausbau der A 81 zwischen der Hulb und Gärtringen. So weit - so gut.

Nicht enthalten ist der Ausbau der A 81 zwischen Böblingen/Sindelfingen und dem Stuttgarter Kreuz (die SZ/BZ berichtete). So weit - so schlecht.

Es kommt aber noch dicker. Christian Lange, Vorsitzender der baden-württembergischen Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion und zuständig für den Landkreis Böblingen, hat zu diesem Investitionsrahmenplan geschrieben: "Das ist eine gute Nachricht für den Kreis Böblingen."

Angesichts einer solchen Einschätzung muss man sich im Landkreis verraten und verkauft fühlen. Lieber keinen Vertreter als einen, der einem in den Rücken fällt. Der Landkreis braucht dringend den durchgehenden Ausbau der A 81 vom Stuttgarter Kreuz bis nach Gärtringen.

Jetzt zeigt sich eindeutig das Manko, dass es der Kreis-SPD - im Gegensatz zu CDU und FDP - vor der letzten Bundestagswahl nicht gelungen ist, ihren Kandidaten auf der Landesliste so zu verankern, dass er den Sprung ins Parlament schafft.

Deshalb muss sich die SPD hier von einem Mann vertreten lassen, der offensichtlich keine Ahnung hat. Einerseits ordnet Lange die Autobahnabschnitte Wurmberg - Heimsheim und Gruibingen - Mühlhausen dem Landkreis zu. Das ist peinlich. Andererseits behauptet der Ludwigsburger, die wichtigen Trassen für die Verbesserung der Infrastruktur in Baden-Württemberg seien im Investitionsrahmenplan 2006 bis 2010 enthalten. Das ist einfach nicht wahr.

Lange scheint keine Vorstellung zu haben, wo heute im Kreis Böblingen die Engpässe sind und wie überdies das Flugfeld an das Verkehrsnetz angebunden werden muss.

10 000 Arbeitsplätze, die dort entstehen sollen, kann man nicht allein mit einer Unterführung am Böblinger Bahnhof erschließen. Hierfür sind leistungsfähige Anschlüsse an Autobahn, Bundesstraße und Schienennetz notwendig. Die Betonung liegt auf leistungsfähig.

Der Landkreis Böblingen gilt nach wie vor als eine der leistungsfähigsten Wirtschaftsregionen in der Bundesrepublik. Das Flugfeld kann dazu beitragen, dass das so bleibt. Als Gegenleistung kann der Kreis vom Bund verlangen, dass er nicht mit unqualifizierten Aussagen abgespeist wird, sondern dass er eine Infrastruktur bekommt, die es ihm ermöglicht, dieses Niveau zu halten.

Wo aber soll das SPD-geführte Bundesverkehrsministerium in Berlin die Informationen dazu herbekommen, wenn der Nachbar aus Ludwigsburg nicht Bescheid weiß? Die Antwort ist einfach: von der SPD im Landkreis. Da müssen Sozialdemokraten wir die Landtagsabgeordneten Birgit Kipfer und Stephan Braun oder der Böblinger Oberbürgermeister Alexander Vogelgsang Lange halt mal einladen und ihm erklären, auf was es bei uns ankommt.

Karlheinz.Reichert@szbz.de


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