28.10.2006

Das ist eine große Enttäuschung

Böblingen/Sindelfingen: Der Ausbau der Autobahn auf sechs Spuren taucht bis 2010 nicht im Investitionsrahmenplan des Bundes auf

Von Chefredakteur Hans-Jörg Zürn

 

Die Anwohner der Autobahn müssen den Krach weiter ertragen. Ihre Hoffnung, dass schon in den nächsten Jahren mit dem Ausbau auf sechs Spuren begonnen und der Lärmschutz dann auch deutlich verbessert wird, erhielten einen herben Dämpfer. Im Rahmenplan für Investitionen des Bundes taucht dieser Autobahnabschnitt bis ins Jahr 2010 nicht auf.

"Das ist schlecht und eine große Enttäuschung", kommentiert Dr. Torsten Breitfeld als Sprecher der Bürgerinitiative "Leise A 81" diesen Rahmenplan. "Wir haben auf einen raschen Ausbau gehofft, denn nur der würde uns Entlastung bringen", so der Ingenieur. Vor allem in den Wohngebieten Unteres Lauch (Böblingen) und Goldberg sowie Viehweide auf Sindelfinger Seite übersteigt der Krach schon heute an vielen Gebäuden die Grenzwerte.

Damit der Verkehr an dieser Stelle auf sechs Spuren rollen darf, sind umfangreiche Maßnahmen für einen besseren Lärmschutz wie Flüsterasphalt und hohe Wände notwendig. Das haben die Anwohner mit ihren zahlreichen Einsprüchen beim Regierungspräsidium erreicht (die SZ/BZ berichtete mehrfach). "Wir würden unsere Lebensqualität also aller Voraussicht nach trotz mehr Verkehr verbessern", so Dr. Breitfeld.

Das scheint jetzt in weite Ferne zu rücken. Gleichzeitig taucht im Rahmenplan des Bundesverkehrsministeriums aber ein anderer Abschnitt der A 81 auf, für den es schon eine gültige Baugenehmigung gibt. Zwischen den Anschlussstellen Böblingen-Hulb und Gärtringen soll die Fahrbahn für gut 20 Millionen Euro ebenfalls auf sechs Spuren verbreitert werden. Hier könnte der erste Bagger bis zum Jahr 2010 anrollen.

Das ärgert Dr. Breitfeld: "Es kann doch nicht sein, dass ein Bereich, an dem so gut wie keine Menschen leben, möglicherweise früher gebaut wird. Wohngebiete wie unsere müssen doch Vorrang haben. Wir haben immer auf einen Baubeginn etwa 2009 oder 2010 gehofft, so wie übrigens die Stadtverwaltungen auch."

"Bedarf für Nachverhandlungen"

Einen harten Kampf ums Geld hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger für den 83 Millionen Euro teuren Ausbau zwischen Böblingen und Sindelfingen schon vorhergesehen. Über den neuen Rahmenplan ärgert er sich jetzt aber: "Da besteht auf jeden Fall Bedarf für Nachverhandlungen." Da weiß sich der Christdemokrat aus Maichingen einig mit Staatssekretär Rudolf Köberle aus dem baden-württembergischen Innenministerium und dort für Verkehrspolitik zuständig. Der kannte den Plan noch gar nicht: "Bislang sind die Länder noch nicht einbezogen. Ich gehen davon aus, dass dies noch geschieht."

Clemens Binninger kritisiert den Bundesverkehrsminister angesichts der neuen Situation: "Es ist nicht zu verstehen, dass Wolfgang Tiefensee in dieser Woche jetzt mit Stuttgart 21 sowie dem Autobahnausbau zwischen Böblingen und Sindelfingen gleich zwei für die Region derart bedeutende Projekte einfach auf die lange Bank schiebt."

Der SPD-Landtagsabgeordnete Stephan Braun aus Maichingen fasst die neue Lage kurz und bündig zusammen: "Jetzt müssen wir alle weiterkämpfen. Mehr Geld wird es nicht geben. Wir können also höchstens die Prioritäten verschieben."

Weitere Informationen gibt es unter www.leisea81.de im Internet.


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