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06.04.2006

"Alle Lärmquellen berücksichtigen"

Böblingen/Sindelfingen: Verwaltung und Stadträte fordern besseren Lärmschutz entlang der Autobahn

Von Chefredakteur Hans-Jörg Zürn

"Die Vorschläge des Regierungspräsidiums sind ein Schritt in die richtige Richtung, reichen aber noch nicht aus." Für Gunnar-Steffen Müller vom Böblinger Amt für Stadtentwicklung ist klar, dass in Sachen Lärmschutz an der künftig sechsspurigen Autobahn das letzte Wort noch längst nicht gesprochen ist.

Böblingen fordert auf jeden Fall einen besseren Schutz für die Menschen in den Wohngebieten entlang der A 81. Ein entscheidendes Argument ist für die Böblinger Verwaltung eine neue europäische Richtlinie. Danach werden ab 2013 alle Lärmquellen gemeinsam betrachtet. Sind dann die Grenzwerte überschritten, müssen die Städte einen Aktionsplan erstellen und umsetzen, der den Menschen wieder die vorgeschriebene Ruhe schenkt.

"Es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn die Planer diese Verordnung und ihre Auswirkungen jetzt außer Acht lassen würden und die Städte das später ausbaden müssten", so Steffen-Gunnar Müller. Etwa 10 000 Menschen in den Sindelfinger Wohngebieten Viehweide und Goldberg sowie auf Böblinger Seite im Unteren Lauch und am Galgenberg fürchten den Lärm, wenn der Verkehr künftig über sechs Spuren zwischen ihren Wohngebieten rollt. Bis zum 26. April 2006 sind im Planfeststellungsverfahren noch Einwände möglich.

"Wir sollten nicht vorsichtig mit dem Florett fechten, sondern klipp und klar einen Deckel fordern", sagte Rainer Kuppinger, Fraktions-Chef der Freien Wähler, gestern im Gemeinderat. Auch Paul Nemeth (CDU) geht der geplante Lärmschutz nicht weit genug: "Völlig unbefriedigend. Die geplanten sechs Meter hohen Wände würden die Städte vollkommen trennen."

Hans Ambros (SPD), selbst Mitglied in der Bürgerinitiative Leise A 81, berichtete von einem Gespräch mit Landrat Bernhard Maier: "Für ihn ist ein Deckel die Geschäftsgrundlage aller weiteren Überlegungen."

Baubürgermeisterin Jutta Heim-Wenzler berichtete von Überlegungen, gemeinsam mit der Stadt Sindelfingen alternative Lärmschutzmaßnahmen zu untersuchen und in die Planungen einzubringen. Dabei könnten auch die Kosten berechnet werden für einen Tunnel oder einen offenen Deckel, wie ihn beispielsweise die Firma Züblin in Stuttgart-Neugereuth gebaut hat. In die Diskussion schaltet sich auch Ministerpräsident Günther Oettinger ein. Auf einen Brief von Oberbürgermeister Alexander Vogelgsang sagte er ein Treffen und Gespräche noch vor der Erörterung des Projekts zu.

Weitere Informationen gibt es unter www.leisea81.de im Internet


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