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23.09.2005

"Das muss nachgebessert werden"

 

Böblingen: Technischer Ausschuss und Stadtverwaltung üben Kritik an der Ausbauplanung der A 81 / Lärmschutz nicht ausreichend

Von unserem Redakteur Hansjörg Jung
Unangemessen, ungenügend derlei Attribute erhielt die Planung zum sechsspurigen Ausbau der A81 im Technischen Ausschuss des Böblinger Gemeinderates. In ihrer Stellungnahme fordert die Stadt vor allem in Sachen Lärmschutz für die Wohngebiete Nachbesserungen.

"Das zentrale Thema Emissionsschutz wird in dem Planungsprozess nicht ausreichend berücksichtigt". Böblingens OB Alexander Vogelgsang ließ in der Ausschusssitzung wenig Gutes an der Planungsleistung der Bundesstraßenverwaltung. Gerade das Thema Lärmschutz bewegt die Menschen in den Wohngebieten entlang der Autobahn - vom Unteren Lauch in Böblingen bis hinauf zur Sindelfinger Viehweide, wo einige Anwohner ebenfalls schon ihre Einsprüche gegen die bestehenden Ausbaupläne eingelegt haben. Wohlgemerkt: Hier wie dort gibt es keine Fundamental-Opposition gegen den sechsspurigen Ausbaus, wohl aber Kritik an den mangelnden Lärmschutz-Maßnahmen.

"Im Ergebnis nicht korrekt"

Statt auf Lärmschutzwände setzt die Bundesstraßenverwaltung auf Lärmschutzfenster, um die Schallwellen von der Autobahn abzuhalten. "Diese Abwägung ist nach Auffassung der Verwaltung sowohl im Vorgang als auch im Ergebnis nicht korrekt", sagte OB Vogelgsang und bemängelte, dass zumindest die Schallschutzvarianten Vollständige Einhausung - also die komplette Überdeckelung, Teileinhausung, gekrümmt ausgebildete Lärmschutzwand und konventionelle Lärmschutzwand in ihrer Wirkung und dem finanziellen Aufwand hätten untersucht werden müssen. OB Vogelgsang: "Das muss nachgebessert werden".

Dies umso mehr, da die Anwohner in ihren Gärten, auf Balkonen und Terrassen durch Lärmschutzfenster nicht geschützt sein. Dazu kommt, dass die Stadt Böblingen aus der Planungsgeschichte der Autobahn einen historischen Anspruch auf angemessenen Lärmschutz ableitet: Die damalige B 14 sei nachträglich als Bundesfernstraße hochgestuft worden - doch damals standen die Wohngebiete bereits. Schon seit damals ist die Überdeckelung der Autobahntrasse im Gespräch und die favorisierte Lösung der Böblinger.

Auch bei Westwind-Lage . . .

So auch im Gemeinderat: So kommt für die CDU-Stadträtin Waltraud Gmelin "eigentlich nur eine Überdeckelung" in Frage. Auch SPD-Stadtrat Hans Ambros findet, dass die Bewohner einen "legitimen Anspruch" auf ausreichenden Lärmschutz haben. Dazu schlug Freie-Wähler-Stadtrat Walter Waldbauer Lärmmessungen im Auftrag der Stadt vor. Messungen, die auch ungünstige Bedingungen, wie beispielsweise eine Westwindlage oder eine nasse Fahrbahn - berücksichtigten.

"Wir dürfen uns nicht noch einmal über den Tisch ziehen lassen", sagte er. Wenn Zweifel an den Messwerten der Straßenbauverwaltung auftauchten, könnten die eigenen Lärmdaten zur Kontrolle verwandt werden. Dieser Schritt wurde jedoch schon ansatzweise vollzogen: "Für unsere Stellungnahme haben wir bereits Fachingenieure eingeschaltet", sagte Jutta Heim-Wenzler.

Lärmschutz statt Tempo 80

Grünen-Rätin Magdalena Arp-Luke machte sich für eine Geschwindigkeitsreduzierung zur Lärmminderung stark. "Eine Beschränkung auf 80 Stundenkilometer in diesem Bereich hätte eine Menge Vorteile: weniger Ölverbrauch, weniger Lärm, weniger Unfälle und Unfallkosten", sagte sie im Ausschuss. Ein Vorschlag, der bei OB Vogelgsang Widerspruch hervorrief. "Setzen Sie niemandem einen Floh ins Ohr, mit Tempo 80 den Lärm wesentlich zu reduzieren. Wir kommen um bauliche Maßnahmen nicht herum."

Dabei ist der Lärmschutz nicht der einzige Kritikpunkt Böblingens - das seine Stellungnahme im Übrigen mit der Stadt Sindelfingen abgestimmt hat. So sehen die Böblinger in ihrer Stellungnahme auch dringenden Nachbesserungs-Bedarf beim Anschluss der breiteren Autobahn an das übrige Straßennetz. Sollten sich durch die neue Autobahn Überlastungen, beispielsweise an der Thermalbad-Kreuzung ergeben, macht die Stadt in ihrer Stellungnahme deutlich, dass der Ausbau der überlasteten Knoten "unter strikter Auslegung des Verursacherprinzips" zu geschehen habe.

Auch nehme die Bundesstraßenverwaltung ungenügend Rücksicht auf Vereinbarkeit des Autobahnausbaus mit den Planungen der Stadt - sei es nun beispielsweise die Querspange Ost oder die Planungen am Rande des Flugfeldes.

Weitere Informationen auf der Seite www.leisea81.de im Internet.